Wir bringen Güter von A nach B, das ist klar. Aber im 21. Jahrhundert gehört zu einer guten Logistik mehr als Supply Chain Management und Lagerung. Was genau? Das ahnen Sie schnell, wenn Sie mit Kollegen wie Johannes Schirmer oder Dirk Bütow über Value Added Services in der Logistik sprechen. Da geht es um Fertigungstiefe und darum, dem Kunden genau die Arbeiten zusätzlich abzunehmen, die ihn in der Flexibilität noch einschränken. Was das im Einzelnen sein kann und wieso Value Added Services auch in Zukunft immer weiter zunehmen, lesen Sie hier.
Value Added Services – eine Definition
Value Added Services (abgekürzt: VAS) sind Dienstleistungen, die zur reinen Logistikleistung etwas hinzufügen. Meist sind es Services, die der Kunde ansonsten selbst übernehmen müsste, was er in der Vergangenheit auch tat. Sie könnten Value Added Services in der Logistik als „wertsteigernde Dienstleistungen“ übersetzen. Aber das trifft es nicht in vollem Umfang. Es sind Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette. Eine Vormontage ist ein typischer Value Added Service in der Logistik: Die Ware kommt zu uns ans Lager, wir montieren diese teilweise und verschiffen sie weiter.
Value Added Services als Aufwertung der Supply Chain
Die Wertsteigerung muss aber nicht direkt das Produkt betreffen. Es kann auch den Logistikprozess wertvoller machen. Eine Funktionsprüfung oder eine Oberflächenreinigung der Ware ist auch ein Value Added Service, ohne dass der Wert der Ware dabei notwendigerweise steigt.
Typische Value Added Services sind Dienstleistungen wie Kommissionierung, Konfektionierung, Etikettierung, Retourenmanagement und Regalservice. Diese Value Added Services betreffen die Supply Chain – und weniger das Produkt, das wir handeln. Sie machen die Supply Chain wertiger, weil wir entlang der Supply Chain Dienstleistungen erbringen, die sonst ein Dritter (oder der Kunde selbst) übernehmen müsste. Wenn wir für unsere Kunden eine Ware umpacken, weil sie von weit her in sehr großen Einheiten kommt und am Zielort in kleineren Chargen verkauft wird, ist das ein Value Added Service.
Value Added Services waren geboren, als sich Spedition zu Logistik entwickelt hat
Logistik ist nicht Spedition in großem Maßstab, sondern das theoretische und praktische Management großer Warenströme. Da ist es unvermeidbar, dass einige Kompetenzen rund um Lagerung und Verpackung mitwachsen. So ist die Logistik immer dichter an die Werke ihrer Kunden herangerückt. Und wenn Sie als Hersteller den Logistiker sowieso schon für die Kommissionierung oder das Packaging in Ihrem Werk haben, ist der Schritt zu weiteren wertsteigernden Services geringer.
Value Added Services als verlängerte Werkbank 4.0
Value Added Services sind längst Teil der verlängerten Werkbank. Von einer verlängerten Werkbank sprechen wir, wenn Fertigungsunternehmen einen Teil ihrer Wertschöpfung an ein anderes Unternehmen auslagern. Die Werkbank, an der das fertige Produkt entsteht, verlängert sich also in andere Unternehmen und Länder. Für einen spezialisierten Elektrohersteller kann es wirtschaftlich sinnvoll sein, sich auf die Fertigung der einzelnen Platinen zu konzentrieren, die Vormontage und Qualitätskontrolle vom Logistiker direkt am Lager machen zu lassen und dem Retailer den Endverkauf zu überlassen. Das ist globalisierte Arbeitsteilung. So übernehmen wir als Logistiker immer mehr Schritte der Fertigung und damit der Wertschöpfung. Für unsere Kunden ist es eine weitere Entlastung und die Chance, an wachsenden Märkten zu partizipieren.
Durch Value Added Services machen Logistiker die Kunden am Markt flexibler und erfolgreicher
Wenn einer unserer Kunden seine Güter in Asien produziert und in Europa verkauft, sind diese Güter mit dem Schiff vier bis sechs Wochen unterwegs. Nehmen wir an, es handelt sich um ein Produkt, das der Hersteller je nach Absatzland unterschiedlich konfigurieren müsste. Es gibt das Produkt also in der „Konfiguration Deutschland“, „Konfiguration Schweden“ und „Konfiguration Polen“. In diesem Fall machen Value Added Services den Hersteller, unseren Kunden, viel flexibler. Er kann die Geräte in einer Basiskonfiguration nach Europa verschiffen, und erst wenn die Güter hier in unserem Zentrallager in Deutschland ankommen, muss der Hersteller genau wissen, wie viele Konfigurationen er für den deutschen, den schwedischen oder vielleicht andere Absatzmärkte braucht. Ohne Value Added Services müsste der Hersteller das 1,5 Monate vorher abschätzen.
Value Added Services verhindern also, dass Überschüsse oder Verzögerungen entstehen, wenn sich während der 1,5 Monate dauernden Seefracht die Nachfrage verändert. Der schwedische Kunde unseres Kunden kann so eine große Charge des Produktes in der richtigen Konfiguration innerhalb von 48 Stunden aus dem europäischen Zentrallager bekommen – weil genug Basiskonfiguration vorrätig und keine Nachlieferung vom anderen Ende der Welt nötig ist. In einer Güterwirtschaft, die immer mehr „just in time“ und gleichzeitig genau zugeschnitten auf die Absatzmärkte sein muss, sind Value Added Services also sehr wertvoll.
Value Added Services sparen Transportwege
Hier liegt auch eine der großen Chancen für mehr Nachhaltigkeit in den Value Added Services der Logistik. Denn wenn der Logistiker die Services übernimmt, die vorher ein anderer Dienstleister für den Hersteller übernommen hat, entfällt eine komplette Station für das Produkt und damit zwei Transportwege. Wir als Logistiker trauen uns viel mehr zu als noch vor Jahrzehnten, das Know-how wächst und unsere Kunden können die Supply Chain sogar kürzen, weil wir Endabnahmen, Qualitätssicherung, Reinigung oder finale Montageschritte übernehmen. Durch unsere starke Innovations- und Digitalisierungsabteilung bieten wir Services an, auf die unsere Kunden vielleicht gar nicht kommen.