Der Krieg in der Ukraine, Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel, Klimawandel und die fortdauernden Pandemiebedingungen – die Multi-Krisen des Jahres 2022 haben auch in der Logistik zu einem sehr herausfordernden Geschäftsumfeld geführt. Der BLG-Vorstandsvorsitzende Frank Dreeke erklärte heute auf der Landespressekonferenz Häfen, dass BLG LOGISTICS diese Herausforderungen dank robuster und anpassungsfähiger Strukturen gut gemeistert habe.
Geschäftsbereich AUTOMOBILE / BLG AutoTerminal Bremerhaven
Der CEO der BLG geht davon aus, dass am BLG AutoTerminal Bremerhaven bis Ende des Jahres etwas mehr als 1,6 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen, transportiert oder technisch bearbeitet werden. Zum Vergleich: 2021 waren es 1,7 Millionen, vor Corona 2,1 Millionen Fahrzeuge (2019). Im gesamten AUTOMOBILE-Netzwerk wird die BLG bis Ende des Jahres etwa 4,1 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen, transportiert oder technisch bearbeitet haben. Die Situation im Geschäftsbereich AUTOMOBILE bleibt angespannt. Die Gründe und Verantwortungen liegen häufig außerhalb der Häfen, trotzdem sind die Probleme dort am sichtbarsten. Die Häfen seien die Drehscheibe der Logistik, betonte Dreeke.
Im Geschäftsjahr 2021 musste der Bremerhavener Autoterminal ein Minus von 11 Millionen Euro verbuchen. Frank Dreeke erwartet, dass das Geschäft weiter angespannt bleibt: „Im Juni 2022 haben wir als Vorstand die Restrukturierung des Terminals beschlossen. Die Neuaufstellung bzw. Neuausrichtung ist aus unserer Sicht ein absolut erforderlicher Schritt. Das oberste Ziel aller Beteiligten ist es, den Standort Bremerhaven langfristig auch ohne Beschäftigungssicherungstarifvertrag stabil aufzustellen.“
In den Geschäftsfeldern AutoTransporte und AutoRail – den Fahrzeugtransporten per Lkw und Bahn – erwartet die BLG ein Volumen von etwa 1,6 Millionen Fahrzeugen. Auch hier ist die Situation komplex: Die Nachfrage nach Transportkapazitäten per Bahn ist hoch, die Bereitstellung der Traktionen der Eisenbahn-Verkehrsunternehmen werden aber bedingt durch einen Mangel an Lokführern, einer Vielzahl von Baustellen im europäischen Schienennetz und der Priorisierung anderer Güter auf der Schiene eingeschränkt. „Wir brauchen mehr belastbare Infrastruktur“, fordert der Vorstandsvorsitzende der BLG: „Die gute Anbindung der Seehäfen an das Schienennetz – das Hinterland – ist ein zentraler Wettbewerbsvorteil – auch für den BLG AutoTerminal Bremerhaven.“
Neustädter Hafen
Der Neustädter Hafen, der einzige Universalhafen im Land Bremen und Europas größter Terminal für Stück- und Schwergut, bleibt weiterhin eine wichtige Drehscheibe für Breakbulk-Verkehre nach Nordamerika. Das umgeschlagene Volumen lag Ende November bei 1,44 Mio. Tonnen. Die BLG erwartet, dass das Umschlagsvolumen zum Jahresende rund 20 Prozent über dem Volumen des Vorjahres liegen wird. „Mit einer Fläche von einer Million Quadratmetern, 2,3 Kilometern Kajenlänge und einer ausgedehnten Schieneninfrastruktur haben wir großes Potenzial mitten in Bremen, das es sinnvoll und nachhaltig zu nutzen, zu erhalten und zu stärken gilt“, so Frank Dreeke.
Geschäftsbereich CONTRACT
Der BLG-Geschäftsbereich CONTRACT ist mittlerweile an über 40 Standorten in ganz Deutschland und der Welt tätig. In den letzten Monaten hat die BLG diesen Bereich neu aufgestellt. Die Standorte und Länder werden zukünftig in einer Regionalstruktur geführt und die Themen Technologie und Nachhaltigkeit stärker organisatorisch verankert. Diese Neuorganisation kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn die negativen Effekte der Multi-Krisen stellen auch für diesen Geschäftsbereich eine große Herausforderung dar. Für 2022 erwartet die Kontraktlogistik der BLG jedoch ein sehr vernünftiges Ergebnis. Das unterstreicht, dass die strategische Ausrichtung gerade dieses Bereichs folgerichtig ist.
Mit dem „C3 Bremen“ hat die BLG im letzten Quartal 2022 ein Leuchtturmprojekt in Betrieb genommen, das in Sachen Ökonomie, Ökologie und Soziales Maßstäbe setzt. „C3“ steht für die Begriffe „customer“, „climate“ und „comfort“. Die neue Logistikimmobilie im GVZ Bremen ist Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Neben einer überdurchschnittlich isolierten Gebäudehülle wird es eine Photovoltaikanlage auf der gesamten Dachfläche, eine Solarthermie-Anlage und eine Luftwärmepumpe geben.
Geschäftsbereich CONTAINER / EUROGATE
Der Wettbewerb um Containermengen wird ständig härter. So bleiben die Umschlagsmengen in diesem Jahr an allen deutschen EUROGATE-Terminals hinter den Erwartungen zurück. Extrem hohe Lagergelder überkompensieren diesen Fakt allerdings. Jedoch sind diese Lagergelder Sondereffekte und insofern zwar positive, aber lediglich temporäre Auswirkungen. Das sei keine Basis für nachhaltigen Erfolg, betonte Dreeke: „Die Branche verzeichnet strukturelle und dauerhafte Veränderungen. Die weitere Umsetzung der Transformationsmaßnahmen für eine stabile Zukunft von EUROGATE ist und bleibt also unabdingbar.“
Zukunftsfit in einem volatilen Markt
„Wir haben bei BLG LOGISTICS die Chancen genutzt, die sich uns in der Pandemie geboten haben und viele Veränderungen angestoßen, die uns – auch in Zeiten von Multi-Krisen – robust, anpassungsfähig und zukunftsfit machen. Das ist angesichts der Vielzahl an Herausforderungen eine respektable Leistung. Wir wissen aber auch – und bereiten uns sehr intensiv darauf vor, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten 2023 weiter zunehmen werden. Energiekrise, Inflation und Fachkräftemangel belasten die deutsche Wirtschaft spürbar. Um diesen Aufgaben zu begegnen, gehen wir Themen wie Flexibilität, Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit weiter mit voller Kraft an“, so Frank Dreeke zum Abschluss seines Statements im Rahmen der Landespressekonferenz Häfen 2022.