Neue Wege für humanitäre Hilfe

Bremen, 05.01.2023

BLG LOGISTICS gibt Antworten auf die Frage, wie humanitäre Hilfe zu den Menschen gelangt

Im Oktober 2022 unterzeichneten das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (World Food Programme – WFP) und BLG LOGISTICS eine Standby Partnership-Vereinbarung, um Expert:innen des Seehafen- und Logistikdienstleisters in Missionen des WFP entsenden zu können. Die BLG ist nun eine von 28 WFP-Partnerorganisationen weltweit.

Von links: Joanliz Kidiwa, WFP Deputy Global Surge Coordination Unit; Margot van der Velden, WFP Director of Emergencies; Frank Dreeke, Vorstandsvorsitzender von BLG LOGISTICS sowie Ferdinand Möhring, Leiter für Verkehrspolitik und Executive Affairs, BLG LOGISTICS

Mit diesem Vertrag bekräftigt die internationale humanitäre Institution die Bedeutung der zahlreichen Einsätze von BLG LOGISTICS in den vergangenen zehn Jahren im Kampf gegen den Hunger. Über zwanzig Missionen führten Vertreter des Logistikdienstleisters BLG in die ärmsten Gegenden der Welt. Dabei verfolgten sie immer ein klares Ziel: ihre Logistikexpertise im Kampf gegen den Hunger einsetzen. Vor Ort machten sich die BLG-Hafenexperten Wolf Lampe und Ferdinand Möhring ein Bild von Erreichbarkeit, Infrastruktur, Ausrüstung und Organisationsgrad der Seehäfen und schätzten Umschlags- und Lagerkapazitäten ein. Im Anschluss an jede Reise fassten sie ihre Empfehlungen für die Organisation zusammen, von denen am Ende nicht nur die Häfen selbst, sondern vor allem die Menschen in den Krisenregionen profitieren.


Die 21. Mission führte in den Nordosten Afrikas

Die Hauptaufgabe der letzten Mission war die Bewertung des Zugangskorridors nach Äthiopien. Mit rund 120 Millionen Einwohner:innen ist das ostafrikanische Land der bevölkerungsreichste Binnenstaat der Welt. Das Bevölkerungswachstum im traditionell ländlich geprägten Umfeld ist sehr schnell. Gleichzeitig mangelt es oft an elementarer Infrastruktur. Die Versorgung der Bevölkerung erfolgt hauptsächlich über die Häfen von Dschibuti.

Äthiopien selbst hat keinen eigenen Zugang zum Meer. Das Land am Horn von Afrika grenzt an Eritrea, das seit 1993 von Äthiopien unabhängig ist. Seither gehören auch die Häfen Assab und Massawa zu Eritrea. In der Folge ist Äthiopiens Wirtschaft abhängig von den Häfen in Dschibuti. Seit einigen Jahren ist aber auch der Hafen von Berbera in Somaliland zunehmend in den Handel mit Äthiopien eingebunden.

Großes Potential liegt in den Häfen Ostafrikas. Hier der Hafen von Berbera in Somaliland.

Ein Vorzeigekorridor zwischen Dschibuti und Äthiopien

Der Tiefwasserhafen von Dschibuti ist ein Transit- und Umschlagpunkt für den Warenhandel zwischen Europa, dem Fernen Osten, dem Persischen Golf und Ostafrika. Und er ist der zentrale Knotenpunkt für Fracht in und aus Äthiopien. Der Hafen ist damit entscheidend für den reibungslosen Fluss humanitärer Hilfsgüter, wie etwa Nahrungsmittel. Allein in den letzten drei Jahren wurden fast vier Millionen Tonnen Hilfsgüter über Dschibuti abgewickelt.

In den letzten 20 Jahren hat sich der logistische Korridor zwischen Dschibuti und Äthiopien sehr gut entwickelt. Er ist heute ein Korridor mit vielen Alleinstellungsmerkmalen auf den es sich lohnt, einen genaueren Blick zu werfen.

Die Infrastruktur der Häfen von Dschibuti, insbesondere die der Terminals in Doraleh, ist gut entwickelt und entspricht dem weltweiten Standard. In Dschibuti City gibt es ein Container-Terminal sowie ein Mehrzweck-Terminal. Der Containerterminal mit seinen acht Portalkränen kann Schiffe bis zu ca. 15.000 TEU abfertigen. Für die Abfertigung von Schiffen mit 24.000 TEU sind weitere vier Kräne vorgesehen. Westlich des Containerterminals verfügt der Mehrzweckhafen Doraleh über zehn Derricks. Dabei handelt es sich um spezielle Kräne mit einziehbarem Ausleger. Außerdem befinden sich in den Containerterminals weitere vier Portalkräne, die sowohl den Containerterminal ergänzen als auch Schwergut- und Massengutschiffe aller Art bedienen können.

Eine hochmoderne Hafenanlage in Doraleh/Dschibuti.

Die Verkehrsverbindungen zwischen Addis Abeba und Dschibuti sind hoch entwickelt. Addis Abeba ist die Hauptstadt von Äthiopien und Sitz der UN-Wirtschaftskommission für Afrika und des Hauptquartiers der Afrikanischen Union. Neben der Straße gibt es einen Eisenbahnanschluss vom Hafen in Dschibuti City bis Addis Abeba. Die Ethio-Dschibuti-Eisenbahn verbindet die Häfen über den Konsolidierungspunkt „Nagad Station“ mit Äthiopien bis nach Addis Abeba. Der von China gebaute Eisenbahnkorridor ist vollständig elektrifiziert und bedient insgesamt 21 Bahnhöfe. Die Transitzeit nach Addis Abeba beträgt 18 Stunden. Bei Bedarf werden auch mehrere sogenannte Trockenhäfen bedient.

Zudem verfügt der Hafen in Dschibuti City über ein effektives Datenkommunikationssystem. Die Datenbank liefert Daten über Frachtbewegungen und Umschlagaktivitäten an registrierte und angeschlossene Akteure. Einige Informationen werden sogar in Echtzeit übermittelt. Das ist einzigartig in Ostafrika. Neben den rein hafenbezogenen Daten wird auch der Gütertransport auf der Hauptstraße in Richtung Äthiopien erfasst.


Drehkreuz für humanitären Hilfsgüterumschlag

Die Verpackungsanlage im Hafen von Dschibuti verfügt über 28 Stränge. Sie kann 30 Säcke pro Minute mit Getreide füllen.

Um die Effizienz sowohl der humanitären als auch der kommerziellen Logistik zu verbessern, haben die Regierung von Dschibuti und das WFP eine humanitäre Logistikbasis (HLB) in der Nähe des Hafens aufgebaut. Die Lagerkapazitäten sind weltweit einzigartig. Die HLB verfügt über riesige Getreidesilos, hoch effektive Verpackungsanlage sowie eine eigene Lkw-Flotte.

 


Auch nach alternativen Routen gucken

Der kommerzielle Durchsatz für den rasch expandierenden äthiopischen Markt und die anhaltend hohen Mengen an Nahrungsmittelhilfe belasten den Hafen- und Transportsektor von Dschibuti erheblich. Diese Mehrbelastung kann schnell zu Engpässen und Staus führen. Auch die politische Unsicherheit in der Region ist ein Grund, Ausschau nach Alternativen zu halten. Und die gibt es.

Ein klassischer Mehrzweckterminal befindet sich im Hafen von Berbera.

Der Hafen von Berbera ist der Ausgangspunkt eines zweiten Korridors, der sich gut entwickelt. Berbera liegt in Somaliland. Völkerrechtlich gehört Somaliland zu Somalia. Praktisch ist es jedoch unabhängig. Am 18. Mai 1991 erklärte es sich einseitig für unabhängig, als die somalische Regierung gestürzt worden war und der Bürgerkrieg in Somalia eskalierte. Seither hat es seine politische Stabilität weitgehend gewahrt und Schritte zur Demokratisierung unternommen. Der Hafen von Berbera in Somaliland wurde von der somaliländischen Regierung und dem Hafenbetreiber Dubai Ports World (DPW) zu einer modernen Mehrzweckanlage ausgebaut. Der Straßenkorridor zur äthiopischen Grenze über Somalilands Hauptstadt Hargeysa ist in einem ausgezeichneten Zustand. Jedoch gibt es keine Bahnverbindung, wie beispielsweise zwischen Dschibuti und Äthiopien.


Hafenanalyse offenbart die entscheidenden Indikatoren für erfolgreichen Hilfsgütertransport

Ferdinand Möhring hat die Infrastruktur der Häfen von Dschibuti-City, Doraleh und Tadjoura (Dschibuti) sowie Berbera (Somaliland) unter Berücksichtigung der modalen Verbindungen ins Hinterland analysiert und die Alleinstellungsmerkmale des Korridors identifiziert. Der Korridor zwischen den Häfen in Dschibuti und Addis Abeba liefert wichtige Indikatoren mithilfe derer die Leistungsfähigkeit der Häfen beschrieben werden kann. Die zahlreichen positiven Eigenschaften des Korridors dienen zukünftig als Maßstab für erfolgreichen Hilfsgütertransport.

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